Krankheiten als Ursache von Müdigkeit und Erschöpfung!
Wer krank ist fühlt sich müde und erschöpft
Erschöpfungszustände wie Müdigkeit und Schwäche sind Begleitsymptom vieler akuter und chronischer Krankheiten.
Da es sich bei permanenter Müdigkeit häufig nur um ein Begleit-Symptom einer akuten oder chronischen Erkrankung handelt, muss die zugrundeliegende Erkrankung durch einen Arzt herausgefunden werden. Laut der DEGAM Leitlinie kommen folgende Ursachen in Frage:
Die häufigsten Krankheiten, die Patienten müde machen:
- Seelische Störungen: Bei Depressionen leiden 60-70% der Patienten auch unter Müdigkeit. Auch Angststörungen und psychosoziale, sowie kommunikative Probleme sind häufige Ursachen für Müdigkeit.
- Malignome: Bösartige Erkrankungen, bzw. Tumorerkrankungen im fortgeschrittenen Stadium gehen häufig mit chronischer Müdigkeit einher.
- Anämie: Bei Eisenmangelanämie droht Müdigkeit. Insbesondere Frauen haben aufgrund der Menstruationsblutung häufig Eisenmangel und fühlen sich deshalb chronisch müde. Auch ein Blutverlust nach Operationen oder nach der Geburt kann eine vorübergehende Eisenmangel-Anämie bedingen. Hier kann der Arzt durch ein Blutbild schnell erkennen, ob die Eisenwerte im Blut erniedrigt sind und mit einer Eisensubstitutionstherapie Abhilfe schaffen.
- Schilddrüsenunterfunktion: Typische Begleiterscheinungen bei Schilddrüsenunterfunktion sind Müdigkeit, Schlappheit und Energiemangel. Auch hier kann der Arzt labordiagnostisch feststellen ob die Schilddrüse richtig funktioniert.
- Diabetes beginnt häufig schleichend. Zu den typischen Erkennungsmerkmalen gehört auch Müdigkeit, Erschöpfung und eine geringe Leistungsfähigkeit. Dies beruht darauf, dass die Körperzellen aufgrund einer Insulinresistenz oder Insulinmangels nicht genug Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Die Folge ist eine Energiemangelsituation in der Zelle. Die Blutzuckerwerte sollten deshalb regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden.
- Hepatitis: Eine Entzündung der Leber ist eine schwerwiegende Erkrankung, die das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt. Lebererkrankungen gehen deshalb immer auch mit Müdigkeitserscheinungen einher. Eine Hepatitis-Infektion muss vom Arzt diagnostiziert und behandelt werden. Schlechte Leberwerte sind immer ein Warnhinweis, die eine umfassende Ursachenforschung zur Folge haben sollte.
- Zöliakie ist eine Gluten-Unverträglichkeit, die sich in Symptomen wie Durchfall und Bauchschmerzen beim Verzehr von klebereiweißhaltigen Lebensmittel (z.B. Weizen) zeigt. Der ständige Durchfall und relativ schlechte Ernährungszustand erschöpft den Körper und mindert die Leistungsfähigkeit. Müdigkeit und Schwächegefühl sind symptomatisch.
- Infektionskrankheiten: z.B. Grippe (Influenza), Grippale Infekte und Erkältungskrankheiten aufgrund viraler und bakterieller Infekte verursachen in der Akutphase immer auch Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Die körpereigene Abwehr arbeitet auf Hochtouren, um die Krankheitserreger loszuwerden. Fieber, Schmerzen und Entzündungen der Atemwege beeinträchtigen und erschöpfen den Körper zusätzlich. In einer Studie wurde festgestellt dass sogar noch nach 6 Monaten einer Infektion 40% der Patienten über Müdigkeit klagten. Man spricht hier von einer postinfektiösen Müdigkeit.
Chronische Erkrankungen:
Bei andauernden, chronischen Erkrankungen werden Müdigkeit und das Gefühl tiefer Erschöpfung als sehr belastendes Begleitsymptom wahrgenommen. Die Müdigkeit kann einerseits durch den Krankheitsprozess selbst oder andrerseits durch psychische Störungen infolge der chronischen Krankheit wie z.B. reaktive Depression, Dauerschmerz, gestörter Schlaf und körperlicher Inaktivität verursacht sein. Hierbei sollte nicht nur die Grunderkrankung, sondern auch das Begleitsymptom Müdigkeit behandelt werden. Bei folgenden Erkrankungen zeigen zusätzliche Therapiemaßnahmen wie z.B. körperliches Training und Arzneitherapie gegen die Müdigkeit gute Erfolge:
- COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung): REHA-Maßnahmen, körperliches Training und langwirksame Beta-2 Agonisten verbesserten die begleitende Müdigkeit.
- Herzinsuffizenz: Neben der Standardtherapie (ACE-Hemmer, Diuretika, Betablocker, Spironolacton, Digitalis) verbesserte körperliches Training die Lebensqualität und Prognose.
- Rheumatoide Arthritis geht häufig mit Müdigkeit einher. Ein generell gültiges Therapiekonzept gegen die Müdigkeit liegt noch nicht vor.
- Schlaganfall (Apoplex): Nach und vor einem Schlaganfall kann starke Müdigkeit ein Hinweis auf begleitende Schlafapnoe (schlafbezogene Atmungsstörungen) sein. Hier kann eine Sauerstoff-Therapie sinnvoll sein. Ständige Müdigkeit und ein hohes Schlafbedürfnis ist ein verbreitetes und belastendes Problem für Schlaganfallpatienten. Infolge des Schlaganfalls sind spezielle Hirnareale aufgrund einer Mangeldurchblutung geschädigt worden. Je nach Schweregrad und Lokalisation, muss der Körper diesen Ausfall ausgleichen und dafür viel Energie aufbringen. Dieser Kompensationsaufwand stresst den Körper erheblich und führt zu Erschöpfungszuständen, die sich durch extreme Müdigkeit bemerkbar machen. Die Leistungsfähigkeit wird dadurch sehr beeinträchtigt. Zudem werden nach einem Schlaganfall häufig Betablocker als Blutdrucksenker verordnet, die die Müdigkeit noch verstärken können.
- Morbus Parkinson: Parkinsonbedingte Müdigkeit stellt für die Patienten ein großes Problem dar. Da die Studienlage dürftig ist, muss hier ein individuelles Therapiekonzept gefunden werden.
- Multiple Sklerose: Müdigkeit ist eine der häufigsten Beschwerden bei multipler Sklerose. Da die Müdigkeitssymptomatik individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt ist, muss auch hier ein auf den Patienten zugeschnittene Einzeltherapie durchgeführt werden.
- Tumorerkrankungen: Bei Krebserkrankungen tritt Müdigkeit häufig mit vielen anderen Symptomen gleichzeitig auf. Ein einheitliches Therapiekonzept lässt sich aufgrund der Vielzahl der Ursachen nicht anwenden: Behandelbare Faktoren wie Schmerzen, Anämie, Depression, Schlafstörungen, Ernährungsprobleme, Medikamentennebenwirkungen von Krebstherapeutika (Chemotherapie), Aktivitätseinschränkungen und Begleiterkrankungen müssen zuvor detailliert untersucht und fachgerecht bewertet werden.
- Arterielle Hypotonie (Niedriger Blutdruck): Experten sind sich uneinig bezüglich der Fragestellung, ob niedriger Blutdruck Ursache oder Folgeerscheinung von Müdigkeit ist. Beide Symptome treten häufig parallel auf, aber ein Ursache-Wirkungsprinzip konnte bisher wissenschaftlich nicht festgestellt worden.
- Schlafstörung: Jegliche Schlafstörung kann Tagesmüdigkeit verursachen. Beim Hausarzt geben 20-26% der Patienten an, dass Sie unter Schlafstörungen leiden. In der Gesamtbevölkerung sind es 15%, die über nicht erholsamen Schlaf klagen. Die Ursachen von Schlafstörungen können vielfältig sein und müssen im Einzelnen untersucht und therapiert werden.
- Apnoe (schlafbedingte Atmungsstörung, Atemstillstand während des Schlafes): Das Apnoe-Syndrom wird bei ca. 4 % der Bevölkerung Übergewichtige mit einem BMI von 129-130 sind besonders betroffen. Mit der durch Apnoe verursachten Tagesmüdigkeit gehen häufig auch Depressionen und Bluthochdruck einher. Hier kann Gewichtsabnahme, Verzicht auf Alkohol und eine Sauerstofftherapie abhelfen.
- Bewegungsmangel macht müde! Diverse Studien bestätigen, dass mehr Bewegung und körperliches Training sowohl bei Gesunden als auch bei chronisch Kranken (z.B. bei Krebs, Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen, Rheuma) Müdigkeit bekämpfen kann. Das Ausmaß und die Intensität des Trainings muss der jeweiligen Grunderkrankung angepasst werden.
Seltene Erkrankungen:
Es gibt auch seltene Erkrankungen, die beim Patienten eine ausgeprägte Müdigkeitssymptomatik hervorrufen können. Hier muss jedoch eine umfangreiche Diagnose durch einen Facharzt erfolgen.
- Nebennierenschwäche (Nebenniereninsuffizienz, Morbus Addinson, Addinson’sche Krankheit)
- Conn-Syndrom (Erkrankung der Nebennieren mit Überproduktion von Aldosteron, Folgeerscheinungen sind Bluthochdruck und Kaliummangel)
- Cushing Syndrom (Hypercortisolismus, zu hohe Cortisol-Konzentration im Körper mit typischer Symptomatik „Stammfettsucht“ und „Vollmondgesicht“)
- Meulengracht’sche Krankheit
- Hyperkalziämie
- Tuberkulose
- Toxoplasmose
- Brucellose
- Malaria
- Andere Tropenkrankheiten
- AIDS
- Borreliose
- Lupus erythematodes
- Endokarditis
- Hirntumor
- Morbus Parkinson
- Multiple Sklerose
- Schädel-Hirn Trauma
- Schizophrenie, Psychose
- Demenz
- Prämenstruelles Syndrom
- Pfeiffersches Drüsenfieber („Kusskrankheit“, Epstein-Barr-Virus)
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